----- Original Message -----
From: <kiehl@rki-i.com>
To: <kiehl@rki-i.com>
Sent: Monday, June 06, 2011 1:33 PM
Subject: ...kein weiterer Kommentar......r.ki.
zdf.Mail
Montag 06.06.2011 [13.32 Uhr]MEZ
Ihnen wurde ein Artikel aus der heute.de-Redaktion von
kiehl@rki-i.com geschickt.

Mit Bakterien leben lernen
Anpassungsfähigkeit der Erreger macht Forschung zur Detektivarbeit
http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/5/0,3672,8243685,00.html


Die Quelle für den grassierenden EHEC-Keim ist immer noch nicht bekannt.
Bisher wissen die Forscher nur, dass es sich um eine Mutation von bekannten
Bakterien handelt. Kein Einzelfall, denn Bakterien sind sehr
anpassungsfähig.
Ratlosigkeit - das ist die Reaktion, die man in diesen Tagen von Ärzten und
Wissenschaftlern bekommt, wenn es um EHEC geht. Die EHEC-Keime sind nicht
neu, nur haben sie schon lange nicht mehr so zugeschlagen. Es ist ein neuer
Stamm, der jetzt identifiziert worden ist, doch woher er genau kommt, das
weiß man bislang nicht - und ob man es überhaupt herausfinden wird, ist
auch fraglich.
"Ein Art Detektivgeschichte"
"Durchfallerkrankungen sind immer eine Art Detektivgeschichte", sagt
Stefan Kaufmann, Direktor des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie
in Berlin. "Man will natürlich die Quelle kennen, weil man sonst nie Herr
der Sache wird und weil es wichtig ist, dazuzulernen, auch wenn das im
Augenblick dem einzelnen Patienten nicht direkt helfen mag."
Von EHEC-Keimen verursachte Ausbrüche hat es immer wieder in der
Vergangenheit gegeben. Da EHEC im Darm von vielen Wiederkäuern vorkommt
kann der Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln wie etwa Rindfleisch,
Rohmilch oder rohem gedüngten Gemüse der Auslöser sein. Auch verunreinigtes
Wasser, das zum Bewässern genutzt wird, kann Überträger sein.
Leben mit bis zu einer Million Bakterien
"Durch die veränderte Lebensweise der Menschen in den vergangenen 100
Jahren, hin zu Globalisierung und Massentierzucht, haben wir Lebensräume
geschaffen, in denen sich solche Bakterien schnell ausbreiten können",
sagt Kaufmann. Bakterien - und auch Viren - sind bereits seit Milliarden
von Jahren auf der Welt. Ohne sie wäre ein Leben auf unserem Planeten gar
nicht möglich.
Wissenschaftler schätzen, dass wir mit 500.000 bis einer Million Bakterien
und bis zu 5.000 Virenarten zusammenleben. Mit den meisten haben wir
Menschen kein Problem. Lediglich 1.500 von ihnen können Krankheiten beim
Menschen auslösen. EHEC ist ein typisches Beispiel dafür. Denn eigentlich
gehört er zu den so genannten Escherichia-coli-Keimen, die wir alle im Darm
haben.
Bakterien enorm anpassungsfähig
E.coli ist an bestimmten Stoffwechselvorgängen beteiligt, die für uns alle
wichtig sind. Doch wie alle Bakterien vermehrt sich E.coli schnell. Alle 30
Minuten wird eine weitere Generation geboren. Diese Vermehrung birgt auch
Gefahren, da sich Bakterien schnell anpassen und auch verändern können.
Diese Mutationen können bei einer solchen Vermehrungsweise dann wiederum
schnell weitergegeben werden. Zusätzlich können Bakterien auch mobile
Elemente untereinander austauschen. Gerade diese sind häufig für
krankmachende Eigenschaften wie jetzt auch bei EHEC verantwortlich.
"Die Anpassungsfähigkeit von Bakterien wird immer noch unterschätzt",
sagt Kaufmann. "Das sehen wir jetzt bei EHEC und der Massentierhaltung,
die dem Erreger Möglichkeiten zur Verbreitung gibt, aber auch bei
Antibiotika-Resistenzen." Gegen mehr und mehr bakterielle Erreger sind
Antibiotika unnütz geworden, weil sich die Erreger an die Antibiotika
gewöhnt haben. Gleichzeitig ist die Erforschung von Antibiotika in den
vergangenen Jahren rapide zurückgegangen. Nur fünf der 13 großen
Pharmafirmen widmen sich überhaupt noch der Forschung.
Massentierhaltung schafft Probleme
Bei der Therapie von EHEC können Antibiotika derzeit nicht helfen, weil der
Erreger die Gifte, die er ausschüttet, dann sogar noch stärker gegen den
Patienten richten würde. "Aber", sagt Kaufmann, "unsere gesamten
Eingriffe in die Tierzucht hängen natürlich zusammen. Der hohe Einsatz von
Antibiotika bei Tieren wie auch bei Menschen genauso wie die
Ausbreitungsmöglichkeiten für gefährliche Erreger durch die
Massentierzucht."

Auch wenn die Ursache für den EHEC-Ausbruch dieses Mal gefunden werden
sollte, wird das ähnliche Ausbrüche in Zukunft nicht verhindern können. Bis
zu einem gewissen Grad müssen wir lernen, dass wir nicht gegen jede von
Bakterien und Viren verursachte Krankheit geschützt werden können, dafür
sind sie zu clever. Allerdings liefert unsere Lebensweise ihnen auch einen
guten Nährboden.

Das Nachrichtenangebot des ZDF finden Sie unter
http://www.heute.de
Die ZDF-Sendungen und das Programm finden Sie unter
http://www.zdf.de
Informationen rund um den Sport finden Sie unter
http://sport.zdf.de