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Straubinger, Landshuter 26.März 2004

Unangemessen

VON KARL HEINRICH

Klar ist: Wer viel arbeitet, der soll auch viel verdienen. Doch sind Jahresbezüge von 11.1 Millionen Euro, wie sie der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Josef Ackermann, für das vergangene Jahr erhalten hat, wirklich angemessen? Nein, sie sind es nicht! Ein solches Einkommen steht in keinem Verhältnis zur persönlichen Leistung und vor allem nicht zum Einkommen der Mitarbeiter. Dabei ragen Ackermann und DaimlerChrysler-Vorstandschef Jürgen E. Schrempp mit ihren zweistelligen Millioneneinkommen zwar deutlich aus dem Durchschnitt der Einkommensskala von Deutschlands Spitzenmanagern heraus, aber in Millionenhöhe wird schon ein ganz normales Vorstandsmitglied bei den 30 deutschen DAX-Unternehmen entlohnt. Bei der Deutschen Bank brachten es einfache Vorstandsmitglieder im vergangenen Jahr auf immerhin fünf Millionen Euro. Und damit nicht genug: Die Pensionen ehemaliger Vorstandsmitglieder des größten Geldinstituts der Republik waren insgesamt noch deutlich höher als die Gesamtvergütung für die derzeitigen Spitzenmanager.

Die Millionengehälter der Spitzenmanager sind auch dann in hohem Maße fragwürdig, wenn sie, was in aller Regel der Fall ist, an den Unternehmenserfolg oder an die Entwicklung des Aktienkurses gebunden sind. Denn haben wir nicht oft beobachten können, dass der Aktienkurs nach der Verkündung von massivem Personalabbau in die Höhe geschnellt ist? Hat nicht mancher Personalabbau die Kosten gedrückt und die Bilanz geschönt? Und wie steht es um die Leistung des Managements im Vergleich?

Deutschlands größte Bank ist international als Übernahmekandidat in Verruf geraten; da macht die Raffgier des obersten Managements einen besonders schlechten Eindruck. Wenig überzeugend ist der Hinweis auf amerikanische Verhältnisse. In der Tat kassieren die Top-Leute von US-Großbanken noch sehr viel mehr, aber bei einer so schlechten Performance der von ihnen geleiteten Banken wie hier zu Lande, wären sie längst entlassen. Amerikanische Vergütung bei deutscher Leistung und enormer Sesshaftigkeit am Vorstandstisch, das kann es nicht sein. (Siehe Wirtschaftsteil.)