zurück

Start-up-Portrait: Mereg GmbH entwickelt System zur effizienteren Nutzung von Sonnenlicht - Wirkungsgrad bei 30 % - Markteinführung für 2005 geplant

"Wir machen Solarenergie rentabler"

VDI nachrichten, Leipzig, 19.3.04 –

Mit einem einfachen Trick macht ein Leipziger Gründer mehr aus der Sonnenkraft. Sein Photovoltaik-System hat einen deutlich höheren Wirkungsgrad als bisherige Anlagen. Selbst wenn der Himmel mal nicht blau ist, fließt Strom. Das Geheimnis sind Interferenzspiegelfolien und nanotechnisch beschichtete Reflektoren.

Die Idee ist ebenso einfach wie genial: Mit Hilfe von Interferenzspiegelfolien splittet Detlef Schulz fokussierte Sonnenstrahlen in ihre Regenbogenfarben auf. Die einzelnen Fraktionen fallen dann auf verschiedene Halbleitermaterialien. Rot wird beispielsweise in Richtung Silizium gespiegelt - dieses Material ist besonders effizient in der Umwandlung von Licht der entsprechenden Wellenlänge in elektrische Energie. Gelb hingegen wird von Galliumarsenid am besten verdaut. "Unsere Farbseparationstechnik erlaubt es, gleich mehrere Photovoltaikzellen mit der jeweils optimalen Lichtfarbe zu beleuchten", erklärt der Gründer der Mereg GmbH. "Sind vier Halbleiter in unserem Receiver eingesetzt (siehe Skizze), erreichen wir bei Direkteinstrahlung einen Wirkungsgrad von theoretisch 48,3 %, praktisch von über 30 %." Noch seien die Zellen nicht optimiert. "Bei konventionellen Systemen für den großtechnischen Einsatz werden nur gut 16 % der Lichtenergie in Strom umgewandelt."

Selbst wenn die Sonne mal nicht vom Himmel brennt, sollen die Lösungen von Mereg Strom erzeugen. Dazu wird der Receiver umgangen. Spiegel, welche die Sonnenstrahlen in seine Richtung lenkten, werden einfach weggeklappt. Eine nanotechnische Beschichtung schützt sie vor Schmutzanhaftungen. Unter ihnen sind spezielle Schwachlicht-Solarzellen angeordnet (siehe Skizze)."Wir arbeiten derzeit an preisgünstig herstellbaren porösen Schichten, die sogar bei Nebel noch elektrische Energie abgeben."

Noch befindet sich das junge Unternehmen am Anfang. Zunächst bieten 15 freie Mitarbeiter selbst entwickelte Sonnenstandsnachführsysteme und herkömmliche Photovoltaikmodule an, die sich durch Details in der Rentabilität auszeichnen. Parallel aber wird die Folientechnik weiter entwickelt. Ende 2005 soll sie auf den Markt kommen. Als Produktionsstandort ist Leipzig anvisiert. "Hier soll eine Fabrik entstehen, die Anlagen zur Produktion von jährlich 25 MW herstellt", so Schulz. "Das entspricht einer Fläche von 21 Fußballfeldern." 42 Mitarbeiter sollen dann bei Mereg auf der Gehaltsliste stehen. Den Kapitalbedarf bis dahin beziffert der Gründer auf insgesamt 23,2 Mio.

Schon seit vergangenem Sommer laufen Gespräche mit Venture Capitalists. "Leider haben wir die Dauer der Verhandlungen unterschätzt. Wir hätten sofort Arbeit für mindestens 15 neue Mitarbeiter und bedeutende Aufträge in Aussicht, können wegen des fehlenden Kapitals aber noch nicht einstellen oder investieren." Einziger Lichtblick: "Zwei Erklärungen konkreter Investitionsabsichten liegen inzwischen vor."

Sollten die Investoren trotzdem noch einen Rückzieher machen, hat Schulz noch einen Trumpf im Ärmel:Der 39-Jährige plant derzeit einen Technologiefonds. "Privatanleger sollen sich entweder direkt an der Firma oder an einzelnen Anlagen - die von Betreibergesellschaften bewirtschaftet werden - beteiligen können. Das Energieeinsparungsgesetz, das seit dem 1. Januar für 20 Jahre eine feste Einspeisungsvergütung garantiert, verspricht eine gute Rendite."

Ein weiteres Standbein der Firma könnte der MCE-Energiewandler werden. Diese neuartigeWärme-Kraft-Maschine basiert auf dem Magneto-Calorischen Effekt. Dabei werden Temperaturwechsel in Magnetfeld-Änderungen umgewandelt. Diese wiederum können zur Induktion von elektrischem Strom genutzt werden. Ein Machbarkeitsnachweis mit Funktionsmodellen von Schlüsselbauteilen dieser Technik liegt bereits vor. "Ein möglicher Einsatzbereich sind Laptops", erklärt der Experte für Umwelttechnik und Recycling. "Die Kühlung der Chips erzeugt Prozessabwärme, die zur Stromerzeugung genutzt werden könnte. Die Ausbeute kann den Akku dann zum Teil wieder aufladen." Ein großes Unternehmen habe bereits Interesse am Patent gezeigt.

www.mereg.de S. ASCHE