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Straubinger,Landshuter, 8.May 2004 Wissenschaft und Technik

Schwefel macht Geschmack

In Nordeuropa leiden Kulturpflanzen an S-Mangel

Fast jeder erinnert sich noch an den "sauren Regen", der Ende der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts jährlich noch über 100 kg/ha Schwefel (S) auf den Boden brachte. Das Ergebnis waren Schäden an Bäumen, Gebäuden und der Gesundheit der Menschen. Durch die damals begonnene Einführung der Rauchgasentschwefelung in Kraftwerken und von schwefelarmen Treibstoffen gelangen heute nur noch weniger als 10 kg/ha Schwefel im Jahr aus der Atmosphäre in den Boden. Schäden durch Schwefeldioxid und Schwefelsäure spielen daher heute kaum noch eine Rolle, dafür leiden aber immer mehr Pflanzenarten an S-Mangel, denn das durch den sauren Regen in den Boden eingetragene Sulfat ist für Pflanzen lebensnotwendig.

S-Mangel ist in Nordeuropa mittlerweile zur häufigsten Emährungsstörung an Kulturpflanzen geworden. Besonders viel Schwefel benötigen wegen ihres hohen Gehaltes an Eiweiß, Glutathion und sekundären Pflanzeninhaltsstoffen (Senföle, Alkine, Asparagusinsäure) alle Kohl- und Kressearten, Rettich, Ruccola, Radieschen, Senf, Meerrettich, Zwiebeln, Knoblauch und Spargel. Der allgegenwärtige Raps, der ebenfalls zu den kohlartigen Pflanzen zählt, reagiert auf S-Mangel mit kleineren und weißen statt gelben Blüten.

S-haltige Inhaltsstoffe sind nicht nur für den Geschmack (vor allem die Schärfe) von Gemüse verantwortlich, sondern haben auch bedeutende pharmakologische Eigenschaften und wirken zum Beispiel gegen Infektionen, Adernverkalkung und Krebs.

In langjährigen umfangreichen Versuchen, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen in Ägypten, China, Dänemark, Polen, Portugal, Schottland und Tschechien haben Wissenschaftler des Institutes für Pflanzenernährung und Bodenkunde der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig einen konstanten und stetigen Zusammenhang zwischen der S-Versorgung oben genannter Pflanzen und deren Gehalt an S-haltigen Inhaltsstoffen nachweisen können. Praktisch bedeutet das, dass mit dem Rückgang der S-Einträge aus der Atmosphäre oft auch Geschmack und Gesundheitswert, vor allem der S-bedürftigen Gemüsearten abgenommen haben. Für intensiveren Eigengeschmack und höchsten Gesundheitswert empfehlen Wissenschaftler daher dringend Gemüsebauem, aber auch Kleingärtnern und Gartenbesitzern, auf eine ausreichend hohe S-Versorgung ihrer Gemüsepflanzen zu achten.

Geeignet sind hierfür elementarer Schwefel (Schwefelblüte), Kieserit (MgS04) und Patentkali (K2S04*MgS04) (diese Dünger sind auch im ökologischen Landbau zugelassen!) in Aufwandmengen von 5-10 g S je Quadratmeter (entspricht 2550 g Kieserit oder 30-60 g Patentkali).

R.Kiehl: Siehe auch Waldsterben/Borkenkäfer, etc. – Dateien unter

www.rki-i.com