VDI 10.September 2004
Medizin: Das "optische Stethoskop" - Miniaturisierte Ultraschall-Einheit will Leistungsdaten großer Klinik-Apparate erreichen
Kompaktgerät verbessert Herz-Kreislauf-Diagnostik
Zusammenbruch wegen Herz-Kreislauf-Problemen. Zukünftig kann in solch einem Fall der Notarzt ein Diagnose-Gerät zur Verfügung haben, das die gleiche Leistung zeigt wie teure High-End-Geräte in der Klinik. Weiterer Vorteil, wenn die Krankenkasse nur eine Ultraschalldiagnose des Herzens zahlt: Laut Hersteller liefert und speichert die mobile Neuentwicklung so präzise Bilder wie sonst nur stationäre Spezialausrüstungen.
Ein Notfall: Ein Mann bricht mit schweren Herzproblemen zusammen - der Notarzt versucht mit seinem Ultraschallgerät einen ersten diagnostischen "Einblick" ins Kreislaufgeschehen zu gewinnen. Doch während herkömmliche, mobile Ultraschallgeräte zur kardiovaskulären Diagnostik, also zur Herz Kreislauf-Diagnostik, bislang nur mäßig aussagestarke Bilder liefern können, soll "Vivid i" nun endlich fast das gleiche leisten wie hochgezüchtete und 30fach schwerere Ultraschallgeräte feudal ausgestatteter Herzkliniken.
Holger Müller, beim Hersteller General Electric Healthcare der Produktmarketing-Manager für Echokardiographie-Geräte mit Zuständigkeit für Europa, den Nahen Osten und Afrika (EMEA): "Unseren Forschern und Entwicklungsingenieuren ist es gelungen, das sogenannte Hochspannungsmodulfür diese Art von Geräten von bisherdrei bis vier großen Mehrlagen-Leiterplatten auf eine nurmehr zigarettenschachtelgroße Kompakteinheit zu reduzieren."
In der Kardiologie unterteilt man die gängigen Ultraschallgeräte generell in
- erstens Low-End-Einheiten, die vielfach auch mobil eingesetzt werden können, jedoch nur eine mäßige Darstellungsgüte erreichen,
- zweitens ein Mittelfeld von bereits recht ordentlichen Einheiten "für die sogenannte Feindiagnostik", wie Müller erläutert, und
- drittens die spezielle Gruppe der anspruchsvollen High-End-Maschinen für besonders gründliche und eingehende Untersuchungen.
Die anspruchvollen High-End-Maschinen waren bisher vor allem in großen Kliniken und speziellen Herzzentren zu finden, doch nunmehr, so Müller, "bietet unser Gerät trotz kompaktester Abmessungen die gleiche Bildqualität wie typische High-End-Einheiten", wodurch es sich nicht allein für die schnelle Erst-Diagnostik direkt im Notfalleinsatz eigne, sondern zum Beispiel "auch auf Intensivstationen und sogar direkt im Operationssaal" von Nutzen sein könne.
Zu den weiteren Vorzügen des netzunabhängigen Kompaktgeräts gehöre ferner, betont Müller, dass es als erstes aller tragbaren Geräte auch den Anschluss einer Ultraschallsonde erlaube, die "direkt in die Speiseröhre eingebracht werde". Denn während so eine Sonde, die vielfach besonders aussagekräftige und aufschlussreiche Bilder erzeugen kann, im Operationssaal oftmals mit eingesetzt werde, musste man bei tragbaren Geräten auf sie bisher leider verzichten. Und im übrigen könne der Apparat mit Hilfe des Doppler-Effekts auch noch präzise das Strömungsverhalten des Bluts ermitteln und dem Arzt in farbkodierter Darstellung ausgesprochen plastisch vor Augen führen.So außergewöhnlich das neue Gerät laut Hersteller ist, normal und gängig sind erfreulicherweise die Ultraschallsonden, mit denen man es bestücken kann.
Der Hersteller setzt auf die neue Einheit große Hoffnungen, denn laut Rudolf Beyenburg, der für Deutschland zuständige Direktor für Marketing und Kommunikation des Anbieters, bewirke die nur mäßige Darstellungsqualität anderer tragbarer Geräte, dass "die Nachfrage nach einer Neuheit wie der unsrigen sehr hoch ist".
Beyenburg verweist auf Analysen, nach denen der Weltmarkt der medizinisch genutzten Ultraschallgeräte für Diagnose und Therapie annähernd 3 Mrd.US-Dollar umfasse und pro Jahr 2 % bis 3 % wachsen soll.
Beyenburg erinnert im Gespräch mit den VDI nachrichten außerdem an einen Aspekt, der nicht so ohne weiteres offenkundig ist. Es sei heute so, dass die gesetzlichen Krankenkassen im allgemeinen nur eine einzige Ultraschall Untersuchung des Herzens und seines Umfelds erstatten, nicht aber deren zweite; und dies selbst dann meist nicht, wenn etwa zur Präzisierung einer ersten, gröberen Untersuchung später eine weitere notwendig sein sollte. Doch jetzt biete das neue GE-Gerät "die Möglichkeit, gleich von Anfang an Bildsequenzen höchster Qualität zu gewinnen" und somit meist alle diagnostischen Fragestellungen gleich in bloß einem Arbeitsgang zu beantworten. EGON SCHMIDT www.gehealthcare.com