Straubinger, 24.Mai 2006
GESUNDHEIT UND MEDIZIN
Leben in unglücklicher Ehe schadet Gesundheit

Das dauerhafte Leben in einer unglücklichen Ehe schadet dem Selbstwertgefühl, der Lebenszufriedenheit sowie der seelischen und körperlichen Gesundheit. Unglücklich verheiratete Menschen sind laut einer amerikanischen Studie auch generell unzufriedener als Personen, die nach einer Scheidung als Single leben.

Dies geht aus der Befragung von 1150 Menschen hervor, die im Lauf von zwölf Jahren vier Mal interviewt wurden. Als unglücklich verheiratet galt, wer zu allen vier Terminen seine Partnerschaft schlechter bewertete als der Durchschnitt der Teilnehmer. Demnach profitierten diese Personen nicht von den einer Ehe zugeschriebenen Vorteilen. "Die den Individuen durch Heirat verfügbare soziale und emotionale Unterstützung bekommen jene, die unglücklich verheiratet sind, nicht", bilanzieren die Soziologen der Penn State University in der Zeitschrift" Social Forces". (AP)

Eltern sind anfälliger für Depressionen
Eltern sind keineswegs generell glücklicher als Kinderlose. Im Gegenteil zeigen Menschen mit Kindern mehr Zeichen von Depressionen, wie eine US-Studie ergab. Zwischen verschiedenen Typen von Eltern gibt es demnach aber deutliche Unterschiede. Nach Erkenntnissen der Wissenschaftler weisen Menschen, die zusammen mit minderjährigen Stiefkindern in einem Haushalt leben, kaum Unterschiede im Vergleich zu Kinderlosen auf. Auch verheiratete Paare, die mit ihren minderjährigen Kindern zusammenleben, neigen vergleichsweise wenig zu depressiven Symptomen. Sehr anfällig für solche Probleme sind dagegen Alleinerziehende, wie das "Joumal of Health and Social Behavior" berichtet. (AP)

Höhe des Einkommens beeinflußt Depression
Die Erfolgsaussichten einer Depressionsbehandlung hängen auch von der Einkommenssituation des Patienten ab. Während bereits früher bekannt war, dass Menschen mit geringem Einkommen tendenziell anfälliger für die Erkrankung sind, deutet eine neue amerikanische Studie darauf hin, dass eine Therapie bei ihnen auch schlechter anschlägt als bei wohlhabenderen Patienten. Die Mediziner der Universität Harvard werteten zwei Studien mit rund 250 Teilnehmern ab 59 Jahren aus, die sowohl mit Antidepressiva als auch mit Psychotherapie behandelt worden waren. Dabei zeigte sich, dass die Behandlung bei Patienten mit einem jährlichen Einkommen unter 25.000 Dollar seltener Erfolg hatte als bei Patienten mit mittlerem oder hohem Einkommen. Die Suizidgefährdung lag bei Patienten aus einkommensschwachen Schichten doppelt so hoch wie bei Menschen aus mittleren und 2,5 Mal höher wie bei Menschen aus oberen Schichten, wie die Zeitschrift "Archives of General Psychiatry" berichtet. Die Ausbildung der Patienten hatte keine Auswirkungen auf den Behandlungserfolg. (AP)

Angst vor Arbeitsverlust kann krank machen
Die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatz ist oft mitverantwortlich für Krankheiten. Vor allem psychische Beschwerden und Erkrankungen werden dadurch begünstigt, teilt der AOK-Bundesverband in Bonn mit. Das sei ein Ergebnis des Fehlzeiten-Reports 2005, der vom wissenschaftlichen Institut der AOK (WId0) in Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld erstellt wird. Eine repräsentative Umfrage unter 2000 Arbeitnehmern für den Fehlzeiten-Report ergab, dass bei Krankmeldungen häufig berufliche Nachteile befürchtet werden. Arbeitnehmer aus Unternehmen mit Stellenabbau gaben an, vermehrt unter arbeitsbedingten Krankheiten und Beschwerden zu leiden. Sie klagen zum Beispiel überdurchschnittlich häufig über Kopfschmerzen, Erschöpfungen oder Schlafstörungen. Rund die Hälfte aller Befragten arbeitete in Betrieben, in denen in jüngster Vergangenheit Stellen abgebaut wurden. (gms)

 

Singen macht gesund und glücklich
Sogar das Trällern unter der Dusche hat positive Effekte – Stärkung des Immunsystems

Was Wissenschaftler inzwischen belegen können, haben Hobby-Sänger schon lange vermutet: Singen stärkt das Immunsystem und fördert positive Gefühle. "Vor allem die Konzerte lösen bei mir regelrecht Glücksgefühle aus", sagt die Münchner Studentin Marta Grzasko, die regelmäßig in einem Kirchenchor singt. "Und ich war in diesem Jahr noch gar nicht erkältet. Ob das vielleicht auch mit dem Singen zu tun hat?"

Das könnte durchaus sein, wie Experten beteuern. Denn Menschen, die regelmäßig singen, seien im Vergleich zu Nicht-Singern durchschnittlich signifikant gesünder, und zwar sowohl psychisch als auch physisch" erklärt Karl Adamek, Musikpsychologe an der Universität Münster. Dies belegt auch eine Studie der Universität Frankfurt: Dabei wurden Mitglieder eines Laien-Chors vor und nach einer Probe eingehend untersucht. Nach dem Singen war die Konzentration von Immunglobulin A in ihrem Speichel gestiegen. Dieser Eiweiß-Stoff ist dafür bekannt, dass er vor allem Infektionen der oberen Atemwege abwehrt. Gleichzeitig hatten negative Gefühle bei den Teilnehmern nachgelassen, positive Gefühle aber zugenommen.

Worauf diese Effekte zurückzuführen sind, kann der Leiter der Studie, der Musikpädagoge Gunter Kreutz, nicht sagen: "Singen - Immunsystem - Gesundheit. Das sind alles Komplexe, deren Wechselbeziehungen wir nicht mal im Ansatz verstehen." Er geht aber davon aus, dass Singen für jeden eine Art Therapie sein kann: Sänger sind nach seriös zu nennenden Studien in hohem Maße selbst davon überzeugt, dass das Singen emotional und körperlich positiv auf sie wirkt. "Es ist schwer zu glauben, dass sich so viele Sänger irren können, die über Jahrzehnte Chöre besuchen und dort mitsingen."

Das Argument, dass manche Menschen musikalischer sind als andere, lassen Experten nicht gelten. Der Musiktherapeut Wolfgang Bossinger sagt: "Ich glaube, dass jeder Mensch musikalisch ist. Im Grunde kann jeder singen." Und dass singende Zeitgenossen ausgeglichener und seltener depressiv seien, sei wissenschaftlich mehrfach belegt, betont Bossinger. Außerdem stärke Singen das Herz-Kreislauf-System. "Ein Profi-Sänger hat die Fitness eines Dauerläufers."

Sind Sänger also die gesündesten Menschen überhaupt? Das glauben die Forscher nun auch wieder nicht ' Denn durch Leistungsdruck und Stress gehe ihnen einiges von der positiven Wirkung des Singens verloren, sagt Bossinger. Und Kreutz meint sogar: "Je professioneller das Singen, desto ungesunder wird es viele gescheiterte Karrieren an den Hochschulen sprechen Bände.

Bossinger hält das Singen im Chor für gesundheitsfördernd, wenn dabei nicht die Leistung im Mittelpunkt steht. Dies habe auch eine kanadische Studie mit einer Gruppe von Wohnsitzlosen belegt, aus denen zwei Chöre gebildet worden seien. Das regelmäßige Singen miteinander habe innerhalb von zwei bis drei Jahren eine verblüffende Wirkung gezeigt: Die Testpersonen hätten weniger Suchtmittel verbraucht und eine höhere soziale Kompetenz gezeigt. "Das war wie eine Psychotherapie", sagt Bossinger, dessen Buch "Die Heilende' Kraft des Singens" in diesem Jahr erschienen ist. Wie und wann das Singen die beste Wirkung entfaltet, ist noch unklar. "Je öfter man singt, desto besser", meint Bossinger. Es muss auch nicht der Kirchenchor sein: "Wenn man unter der Dusche singt, hat das auch eine positive Wirkung." Ob man Klassik, Volks- oder Rocklieder trällert, spielt für den Musiktherapeuten keine Rolle: "Die Musik sollte einen berühren. Mit je mehr Hingabe man singt, desto größer ist der Effekt." Dabei könne es ablenken, wenn man schwierige Lieder singe, weil man dann zu sehr darauf achte, alles richtig zu machen. Auch Lieder mit vielen Strophen seien nicht unbedingt geeignet, weil man sich dabei zu sehr auf den Text konzentriere. "Gut ist, wenn man sich richtig fallen lassen kann", betont Bossinger.

Musizieren hat nach Auffassung des Therapeuten ähnlich positive Effekte wie das Singen. Bei diesem sei allerdings die Besonderheit, dass die Stimme das Instrument selbst sei. Daher sei Singen ein körperlicher Vorgang, der beispielsweise mit einer vertieften Atmung einhergehe und einen direkten Einfluss auf das vegetative Nervensystem habe.

Wiederum ein anderes Kapitel ist das Musikhören: Bei der Frankfurter Studie zeigten sich die positiven Effekte, die das Singen bei den Chormitgliedern hatte, nicht beim bloßen Zuhören. Die Laien-Sänger hatten sich eine Aufnahme von Mozarts Requiem angehört, das sie im ersten Teil der Studie gesungen hatten. Danach ließ sich bei ihnen aber keine Verbesserung der Immunkompetenz feststellen. Viele Musikwissenschaftler und -pädagogen beklagen, dass die Deutschen im Alltag zu wenig singen. Bossinger spricht von einem "bedauerlichen Verstummungsprozess". Gerade Kinder sollten stärker zum Singen ermutigt werden, fordert er. Kreutz zufolge ist das Singen für eine gesunde Entwicklung sogar genauso wichtig wie biologische Kost. Defizite im Spracherwerb, im motorischen Bereich, bei der Konzentration und im Sozialverhalten ließen sich mindern, wenn in Kindergärten und Familien mehr aktiv musiziert und gesungen würde. "Ob hier oder da ein Immunwert ansteigt, ist zweitrangig" betont der Pädagoge. (AP)  Redaktion:Verena Schmidbauer
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