Straubinger,Landshuter,5.Nov 2004
Jeder 100. erkrankt an Schizophrenie
Behandlung kann den Betroffenen aber ein normales Leben ermöglichen

München. (dpa) Jeder 100.Deutsche erkrankt mindestens ein Mal in seinem Leben an Schizophrenie. Die Krankheit werde durch genetische, biochemische und psychologische Faktoren verursacht, berichteten Ärzte der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität in München am Donnerstag zu deren 100-jährigem Bestehen. Es gebe heute keine wissenschaftliche Grundlage für die Annahme mehr, dass die Krankheit durch die Familie oder gar durch bestimmtes Verhalten der Mütter verursacht werde.

Etwa 10 bis 15 Prozent der Patienten begingen innerhalb der ersten zehn Jahre nach dem Krankheitsausbruch Selbstmord. Schizophrenie sei die teuerste psychische Erkrankung und belaste das deutsche Gesundheitssystem jährlich mit Milliardenbeträgen. Dennoch könne eine Behandlung den Betroffenen ein normales Leben ermöglichen. "Schizophrenie ist eine Krankheit wie Diabetes, und wer regelmäßig Medikamente nimmt, verhält sich normal und kann arbeiten", berichteten die Klinikärzte .

Damit hätten sich die Behandlungsmöglichkeiten gegenüber der früher oft lebenslänglichen Hospitalisierung bei weitem verbessert, unterstrich der Direktor der Klinik, Prof. Hans-Jürgen Möller. Nach neuen Erkenntnissen spielten bei Schizophrenie auch entzündliche Prozesse eine Rolle. Gute Erfolge habe zuletzt eine Behandlung mit entzündungshemmenden Medikamenten erbracht.

Insbesondere bei Alzheimer habe die Diagnostik drastisch verbessert werden können. "Man kann heute eine Diagnose schon in einem Stadium stellen, in dem es noch keine deutlichen Symptome gibt", erläutete Möller. Ähnlich wie bei Schizophrenie und Depression gelte: "Je früher die Diagnose gestellt wird und je früher man die Erkrankung behandelt, desto günstiger ist die Verlaufsprognose." Depressionen würden heute Überhaupt häufiger erkannt, eine wesentliche Rolle spiele hier der Hausarzt.

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