Straubinger, 11.Juni 2005

Entzündungshemmer im Visier
Erhöhen weit verbreitete Schmerzmittel Herzinfarktrisiko?

London. (dpa) Weit verbreitete Schmerzmittel, die zur Behandlung von Entzündungen eingesetzt werden, können möglicherweise das Risiko eines Herzinfarkts erhöhen. Patienten sollten die betroffenen Mittel nicht absetzen, weitere Studien seien jedoch nötig, betonen die Autorinnen einer Untersuchung, die an diesem Samstag im "British Medical Journal" erscheint.

In der bislang größten Untersuchung ihrer Art hatten Prof. Julia Hippisley-Cox und Carol Coupland von der Universität Nottingham (Großbritannien) die Verschreibung so genannter nichtsteroidaler Entzündungshemmer (NSAID) bei 9218 Herzinfarkt-Patienten untersucht. Zu den NSAID gehören unter anderem die weit verbreiteten Wirkstoffe Ibuprofen, Diclofenac und die bereits in die Diskussion geratenen Coxibe.

Die Forscherinnen prüften, ob die Patienten vor ihrem ersten Infarkt solche nichtsteroidale Entzündungshemmer verschrieben bekommen hatten. Nachdem sie verschiedene andere Risikofaktoren für Herzinfarkte berücksichtigt hatten, stellten sie eine um 24 Prozent erhöhte Herzinfarktrate bei Patienten fest, die in den drei Monaten vor ihrem Infarkt Ibuprofen bekommen hatten. Bei Diclofenac-Patienten waren Infarkte sogar um 55 Prozent häufiger.

In der Gruppe von Patienten, die das kürzlich vom Markt genommene Rofecoxib genommen hatten, traten 32 Prozent mehr Herzinfarkte auf. Für die Beobachtungen könnten andere Erklärungen nicht ausgeschlossen werden, betonen die Autorinnen. Sie seien jedoch ein ausreichender Hinweis, um die Herz-Kreislauf-Sicherheit aller NSAID neu zu untersuchen. Zahlreiche Pharmakonzerne verwenden NSAID in ihren Produkten. Zuletzt waren neuere Schmerz- und Rheumamittel der so genannten COX-2-Wirkstoffgruppe (Coxibe) in die Kritik geraten.

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